Schweiz als Währungsmanipulator
16.10.2019 | von Portfolio Management
Die Schweiz läuft Gefahr, nächstes Jahr von den USA als Währungsmanipulator eingestuft zu werden.
Die Schweiz ist auf dem Weg, alle 3 definierten US Kriterien für den Status als Währungsmanipulator zu erfüllen. Sie wird 2019 in Bezug auf die Handelsbilanz (Exportüberschuss > USD 20 Milliarden) und Leistungsbilanz (> 3% Bruttosozialprodukt) die vom US Finanzministerium gesetzten Grenzen übersteigen. Die Interventionen der Schweizer Nationalbank (SNB) haben seit Juli 2019 aufgrund der Statistik der Sichtguthaben vermutlich ein Ausmass von CHF 13 Milliarden erreicht. Die vom US Finanzministerium gesetzte Limite für Devisenkäufe der Notenbanken darf 2% des Bruttoinlandprodukts (BIP) nicht übersteigen. Das BIP der Schweiz betrug 2018 CHF 689 Milliarden, womit sich eine maximale Interventionsgrenze von CHF 13,78 Milliarden ergibt. Die SNB hat somit die maximale Limite erreicht, denn jedes weitere Aufkaufen von Devisen würde auf die US Beobachtungsliste als Währungsmanipulator führen. Die Schweizer Währungsreserven betragen bereits CHF 770 Milliarden.
Der Ökonom Joseph Gagnon vom Peterson Institute in Washington hat einen brisanten Vorschlag gemacht: Wenn ein Handelspartner eine Währungsmanipulationen durchführt, soll die USA mittels Gegengeschäften die Manipulation ausgleichen. Wenn also die SNB Schweizer Franken verkauft, wird die US Notenbank im gleichen Umfang Schweizer Franken kaufen. Ein Ausweichmanöver über den Faktor Zinssatz – wie es derzeit die EZB praktiziert – ist nicht mehr möglich, da gleichzeitig eine Zinsuntergrenze durch die USA festgelegt wird. Allein schon die Regimeandrohung könnte genügen!
Die Schweiz floriert auch ohne Währungsmanipulation
Die Schweizer Volkswirtschaft hat im zweiten Quartal 2019 einen Leistungsbilanzüberschuss von CHF 21,3 Milliarden erzielt. Der Überschuss betrug im Jahr 2018 rund CHF 71 Milliarden. Die SNB erzählt seit Jahren, dass der Schweizer Franken überbewertet sei, doch die Statistik der Leistungsbilanz in % des BIP zeigt das Gegenteil. Der Topwert von +16.8% im Jahr 2010 wurde nicht mehr erreicht, doch selbst nach der drastischen Aufwertung von 2011 sowie nach der Aufhebung der Kursuntergrenze bei EURCHF am 15. Januar 2015 erholten sich die Überschüsse in % BIP jeweils innert kurzer Zeit! Das Aufkaufen von Devisen durch die SNB wirkt wie eine Exportsubvention und schönt die Rendite des Schweizer Auslandvermögens von rund CHF 5000 Milliarden. Wird der jährliche Leistungsbilanzüberschuss ohne SNB Intervention in CHF umgetauscht, neigt der Schweizer Franken kontinuierlich zur Stärke. Dies wiederum treibt die Schweizer Firmen an produktiver, innovativer und effizienter zu werden. Die Schweizer Wirtschaft bleibt leistungsfähig und der Leistungsbilanzsaldo tendiert tiefer.
In den nächsten 24 Monaten nimmt das Risiko für eine abrupte Aufwertung drastisch zu. Der Zufluss aus der Leistungsbilanz ist nicht zu bremsen. Noch tiefere CHF Zinsen durch die SNB sind nicht möglich, ansonsten gäbe es einen Run auf die Bankkonten. Steigt die Wahrscheinlichkeit für eine Wiederwahl von Donald Trump, wird der Schweizer Franken zu einem spekulativen Aufwertungsobjekt im Markt. Selbst wenn Donald Trump nicht wieder gewählt würde, wird der fundamentale Aufwärtsdruck bestehen bleiben. Der Schweizer Franken hat ein asymmetrisches Ertragsprofil: Man kann über kurz oder lang nur gewinnen!
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