Indien


06.05.2024 | von Portfolio Management


Indien hat in den letzten zehn Jahren sowohl politisch als auch wirtschaftlich einen bemerkenswerten Wandel erlebt. Mit den Parlamentswahlen, welche am 19. April 2024 stattfanden, markiert der erwartete Sieg von Premierminister Narendra Modi einen weiteren entscheidenden Moment für die Entwicklung des Landes. Modis Amtszeit wurde durch ambitionierte Reformen und strategische Entscheidungen definiert, die die wirtschaftliche Landschaft Indiens geprägt haben und die Bühne für eine Zukunft des Wohlstands und Wachstums bereiten.




Eine der ersten Programme nach der Machtübernahme von Narendra Modi im Jahr 2014 war die "Make in India" Initiative, die noch im gleichen Jahr ins Leben gerufen wurde. Diese hat das Ziel, Indien zu einem globalen Fertigungszentrum zu transformieren und die indische Wirtschaft zu beleben. Zu den Hauptzielen gehören die Schaffung von Arbeitsplätzen, die Förderung der Fertigungsindustrie und die Verbesserung der nationalen Infrastruktur. "Make in India" zielt darauf ab, globale Wettbewerbsfähigkeit zu erlangen, indem es die Unternehmens- und Investitionsbedingungen verbessert, Genehmigungsverfahren vereinfacht, die Infrastruktur modernisiert und die lokale Produktion fördert. Begleitend wurde im Jahr 2017 mit Einführung der Goods and Services Tax (GST) eine der grössten Steuerreformen in Indien durchgeführt. Sie ersetzte eine Vielzahl von staatlichen und föderalen Steuern durch eine einheitliche Steuer, was die Geschäftsführung vereinfachte und das Wachstum des inländischen Handels förderte. Einige der hochgesteckten Ziele der "Make in India" Inititative, wie zum Beispiel 100 Mio. neue Industriejobs bis 2022, wurden zwar nicht erreicht (Ziel wurde bis 2025 verlängert), dennoch kann die Initiative einige wichtige Errungenschaften verzeichnen. Indien hat seine Position im Ease of Doing Business Index der Weltbank deutlich verbessert: von Platz 142 im Jahr 2014 auf Platz 63 im Jahr 2020. Mehrere Sektoren wie die Automobilindustrie, Elektronik, erneuerbare Energien und Textilien sahen erhebliches Wachstum.


Die Initiative hat erfolgreich ausländische Investitionen angezogen, so dass Indien zu einem der wichtigsten Ziele für ausländische Direktinvestitionen wurde und dabei bereits 2015 die Vereinigten Staaten und China überholte.


Dieser Trend beschleunigte sich ab 2020 im Zuge der Diversifikation der globalen Lieferketten und der Reduktion von wahr- genommenen Klumpenrisiken chinesischer Zulieferer. In den letzten Jahren haben zahlreiche Unternehmen neue Produktionsstandorte in Indien aufgebaut, darunter z.B. Foxconn und Wistron, die seit ein paar Jahren für Apple und Samsung Elektronikgeräte herstellen, aber auch Automobilhersteller Kia, PSA und Zulieferer wie Hitachi.

 

Die indischen Exporte des verarbeitenden Gewerbes sind vor den Covid-19-Jahren typischerweise zwischen 5% und 10% gewachsen, aber seither haben die Exporte mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 15% ein enormes Wachstum erreicht. Laut einer Studie der Boston Consulting Group hat Indien einen Anstieg der Exporte in die USA um 44% zu verzeichnen, der sich von 2018 bis 2022 auf zusätzliche 23 Milliarden US-Dollar belief. Bain & Co. schätzt, dass die Exporte des verarbeitenden Gewerbes in den Bereichen Chemie, Pharmazeutika, Elektronik, Automobil, Industriemaschinen und Textilien und andere bis 2028 auf 1 Billion Dollar ansteigen werden.

  

Noch kann sich das volle Potenzial der Wirtschaft nicht entfalten da das Land immer noch mit wesentlichen Nadelöhren zu kämpfen hat. Die oft genannten Probleme bestehen bei der Infrastruktur und im Arbeitsmarkt. Schlechte Strassen und Bahnverbindungen behindern effizienten Warenverkehr und tiefe soziale und geografische Mobilität stellen Hindernisse im Arbeitsmarkt dar. Ersteres lässt sich einfacher lösen und wird bereits seit ein paar Jahren in Angriff genommen. Indiens Eisenbahninfrastruktur durchläuft gerade eine transformative Phase mit mehreren Schlüsselprojekten, die bis 2024 und darüber hinaus abgeschlossen sein sollen. Zu den Zielen von Vision 2024 gehört die Verdoppelung der gesamten eingleisigen Strecken auf hochfrequentierten und anderweitig stark genutzten Verbindungen. Die Geschwindigkeit auf diesen Strecken soll auf 160 km/h für die Strecken Neu-Delhi - Mumbai und Neu-Delhi - Kalkutta bis März 2024 erhöht werden. Dazu plant Indien im Rahmen des National Rail Plans 2030, sein Eisenbahnsystem mit dem Ausbau von Hochgeschwindigkeitszügen und der Sanierung von Bahnhöfen zukunftssicher zu machen. Die Entwicklung der Häfen ist ein weiterer Schwerpunkt der Infrastrukturverbesserung. Zum Beispiel zielt die Sagarmala-Initiative darauf ab, die Effizienz der Häfen zu steigern, die Küstenschifffahrt zu fördern und die industrielle Entwicklung entlang der Küsten zu unterstützen. Auch bei der Energieinfrastruktur besteht noch Handlungsbedarf. Die Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, die Kapazitäten erneuerbarer Energien deutlich auszubauen, um die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern und die Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Ein Schwerpunkt liegt auf der Verbesserung der Stromnetze und -systeme, um die Zuverlässigkeit der  Stromversorgung zu erhöhen und die Energieeffizienz zu verbessern. Spezifische Projekte beinhalten den Ausbau von Solar- und Windenergieanlagen sowie die Elektrifizierung des gesamten Eisenbahnnetzes.


Auch wird Forschung und Innovation von der Regierung gefördert, wie zum Beispiel das Programm "Start-up India", das darauf abzielt, ein robustes Ökosystem für die Unternehmensgründung zu schaffen, indem sie leichteren Zugang zu Finanzierungen, Steuererleichterungen und Unterstützung bei der Patentanmeldung bieten. Solche Massnahmen haben viele junge Unternehmer ermutigt, ihre eigenen Unternehmen zu gründen.


So hat Indien in den letzten zehn Jahren einen beispiellosen Boom im Start-up-Sektor erlebt, der das Land zu einem der grössten Start-up-Ökosysteme weltweit gemacht hat.


Unterstützt durch eine Kombination aus jugendlicher Bevölkerung, technologischem Fortschritt, starkem Venture-Capital-Interesse und unterstützenden Regierungspolitiken, haben indische Start-ups in Bereichen wie E-Commerce, FinTech, HealthTech, EdTech, AgriTech und mehr gedeihen können. Erfolgreiche Beispiele wie Flipkart (35 Mrd., E-Commerce-Unternehmen) oder Zomato (17 Mrd., Ride-Sharing- Unternehmen) können sich mit der Grösse von westlichen Start-ups durchaus vergleichen.




Der indische Aktienmarkt hat im Zuge dieser Entwicklungen in den letzten Jahren eine beachtliche Performance hingelegt und seine Gewichtung im MSCI Emerging Markets Index von etwa 7% im Jahr 2020 auf heute fast 18% gesteigert. Mit einer KGV von 22x ist der Nifty 50 auf gleicher Höhe wie der MSCI World, aber mit einer Inflationsrate von rund 5% (Tendenz sinkend) und einem Zentralbankenzins von 6.50% ist das Potenzial für zukünftige Zinssenkungen gegeben. Für westliche Anleger bietet der indische Aktienmarkt Diversifizierungsvorteile, Engagement in wachstumsstarken Sektoren und eine Absicherung gegen geopolitische Risiken, die in anderen Schwellenländern vorherrschen, wie vor allem China. Entsprechend haben wir Indien seit Monaten in unseren klassischen Strategien investiert.



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