Suffizienz - weniger ist mehr!


16.07.2019 | von Portfolio Management


China strebt nach absoluter Grösse und Macht, «America First» wird mit Protektionismus zur teilweisen Abkoppelung von anderen Wirtschaftsregionen führen und Europa könnte mit Suffizienz, als Gegentrend zu Wachstum, einen wiederum anderen wirtschaftlichen Weg einschlagen.

Für jeden Dollar Wachstum braucht es global immer mehr neue Schulden! Der blosse Gedanke an Suffizienz bringt Investoren, Unternehmer und Politiker ins Schwitzen. Doch wie oft bei Global Makro Trends wird es auch in dieser Sache für diejenigen mit weiser Voraussicht neben einen nachhaltigen Erfolg auch einen wirtschaftlichen Gewinn geben. Die Anteile verschiedener Generationen in der Gesellschaft ändern sich und damit auch die Vorstellungen und Erwartungen an das Wirtschaftssystem: Die Generation Z sieht Suffizienz mit anderen Augen als die Generation Babyboomer!

In vielen europäischen Ländern, so auch bei den Europawahlen, haben kürzlich die Grünen Parteien einige Wahlerfolge feiern können. Der deutsche Bund für Umwelt und Naturschutz zeigt mit dem Impulspapier „Perspektive 2030“, wie Suffizienz in der Praxis funktionieren kann. Der Begriff Suffizienz steht in der Ökologie für das Bemühen um einen möglichst geringen Rohstoff-, Energie- und Flächenverbrauch. Dazu braucht es ein Umdenken im Konsumverhalten, denn der Klimawandel schreitet ungehindert fort. Personen, die einen suffizienten Lebensstil pflegen, verbrauchen deutlich weniger Ressourcen als der Durchschnitt und sind dennoch mit dem Leben zufrieden.

Neue Technologien bei Mobilität wie zum Beispiel der Erfolg von E-Bikes oder die kürzlich vorgestellte Anlage für CO2-neutralen Treibstoff mittels Solarreaktor der ETH Zürich können die Transformation beschleunigen. Der globale Handel, mit bislang fast ohne Spielregeln, macht fast jeden ökologischen Unsinn möglich. Das wird sich nun stetig ändern! Das Mineralwasser fährt über tausende von Kilometer zum Konsumenten, die Luxusschiffe der Carnival Corporation (-6.86% YTD) stossen mehr Schadstoffe aus als Millionen von europäischen Autos. Schöne Ferien gibt es auch auf nachhaltige Weise! Eine Flugreise produziert für die gleiche Strecke etwa 10 Mal soviel CO2 als die Eisenbahn.

Der Begriff Suffizienz steht in der Ökologie für das Bemühen um einen möglichst geringen Rohstoff-, Energie- und Flächenverbrauch. Dazu braucht es ein Umdenken im Konsumverhalten, denn der Klimawandel schreitet ungehindert fort.

In einigen Ländern, so auch in der Schweiz, ist eine CO2 Flugticketabgabe bereits in politischer Diskussion. Diese Lenkungsabgabe wird am Anfang moderat ausfallen und anschliessend stetig erhöht werden, bis der gewünschte Effekt von weniger Fliegerei eintritt. Sicher haben Sie das auch schon erlebt: Kaum war die Produktegarantie abgelaufen, da war das Produkt auch schon defekt. Der Gesetzgeber wird zukünftig mehr gegen die geplante Obsoleszenz vorgehen und so die Langlebigkeit von Konsumgütern erhöhen. Die Reparaturfähigkeit steigt und die Transportkosten und der Materialverbrauch sinken.

Der Zwang zu ständig maximalem globalem Wachstum hat viele Opfer gefordert. Der Trend, dass neben den Grünen Parteien auch die populistischen Parteien an Einfluss gewinnen hat damit zu tun. Umweltschädliche Produktionen wurden nach Regionen mit wenig Regulation und Aufsicht ausgelagert. Die Landwirtschaft produziert, getrieben von Menge und Preis, auf Kosten der Nachhaltigkeit und dies zum Teil auch mit erheblichen Subventionen. Die Methoden verseuchen die Böden mit Pestiziden und vielerorts wurde zudem das Grundwasser schonungslos aufgebraucht.

Der langfristige Schuldentrend bestätigt das Dilemma: Schon lange haben viele Teile der Weltbevölkerung begriffen, dass ein höheres Bruttosozialprodukt für sie keinen zusätzlichen Wohlstand bringt. Tim Jackson, Professor an der Universität Surrey hat in seinem Buch „Wohlstand ohne Wachstum“ im Auftrag der britischen Regierung den Zusammenhang von Wachstum und Wohlstand untersucht. Was sind eigentlich Werte, die uns glücklich machen? Letztlich sind nur fundamentale strukturelle Veränderungen, schrittweise über politische Entscheidungsträger implementiert, langfristig zielführend. Die Unternehmen müssen die aufkommende Suffizienz antizipieren und ihre Strategie anpassen. Dies erfordert Augenmass und einen langen Atem, doch es wird sich lohnen, sich rechtzeitig mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Pionierunternehmen wie zum Beispiel Beyond Meat, im Bereich der Lebensmittel mit fleischlosen Produkten, können einen respektablen Anfangserfolg aufzeigen. Im Jahr 2009 wurde das Unternehmen in Los Angeles gegründet, im Mai 2019 der erste Handel mit USD 49 an der Börse und nun bereits bei USD 141 mit einer Marktkapitalisierung von USD 8.4 Mrd. US Dollar. Bis Suffizienz auf breiter Ebene in der Wirtschaft ankommt wird eine Dekade vorbei sein.



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